Ein Schlitten (ahd. slito ‚Gleiter‘) ist ein Kufenfahrzeug, also ein mit Kufen ausgestattetes Landfahrzeug, das für den Transport von Personen und Lasten oder als Sportgerät verwendet wird.
Er wird in der Regel zum Transport auf Oberflächen mit geringer Reibung eingesetzt, wie auf Eis, Permafrostboden oder Schnee (Schneefahrzeug), kann aber auch auf nassen Wiesen (Tundra) verwendet werden. Mitunter eignen sich auch runde Flusskiesel oder Sand für den Einsatz eines Schlittens.
Ein Schlitten gleitet auf geneigtem Gelände aufgrund der Erdanziehungskraft von selbst bergab, wird in der Ebene oder bergauf von Menschen, Zugtieren, Zugmaschinen oder anderen Fahrzeugen gezogen oder er besitzt einen eigenen Antrieb, der meist motorbetrieben ist, wie bei Motorschlitten und Propellerschlitten, aber auch, durch Segel oder Zugdrachen die Windkraft ausnutzen kann.
Bauformen, Zugmethoden und Verwendung
Der Schlitten entwickelt sich parallel zur Stangenschleife, die wie der Travois ohne Kufen über den Boden gezogen wurde.
Es gibt verschiedene Schlitten, die sich teilweise auch in Größe und Funktionszweck unterscheiden.
Wintereinsatz
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Rodelschlitten sind klein und einfach gebaut, wohingegen
Pferdeschlitten so gebaut sind, dass man in oder auf ihnen fahren kann. Schlitten können auch von
Hundegespannen gezogen werden. Von Menschen gezogene Nansenschlitten waren die traditionellen Transportmittel der britischen
Arktis- und
Antarktisexpeditionen im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Hunde wurden von den Expeditionen anderer Ländern benutzt, so zum Beispiel von
Roald Amundsen.
Schlitten werden auch als Spielzeug genutzt, indem man die Gravitationskraft nutzt um einen Hügel hinunterzufahren. Moderne Wettkampfschlitten gehen auf die ersten lenkbaren Schlitten aus dem Jahre 1870 zurück, die für britische Hotelgäste in St. Moritz als Zeitvertreib erfunden wurden.
Fremdangetriebene Schlitten nennt man speziell Kufenfahrzeug (Tiergezogene Schlitten, aber auch Schneemobile). Der Aerosani als historisches Kraftfahrzeug der Roten Armee wurde durch Propellerantrieb angetrieben, eine Eisyacht segelt wie ein Segelschiff. Heutzutage benutzt man auch Paraglider, um ohne Kraftstoff Wannenschlitten, die sogenannten Akia, zu ziehen.
Anderer Zweck
Die frühen Schlitten Mesopotamiens waren Dreschschlitten, dargestellt in zwei Illustrationen aus dem Tempelbezirk von Uruk (ca. 3.500–3.370 v. Chr.). Es wird angenommen, dass die Ägypter Schlitten verwendet haben, um Material zu Baustellen zu transportieren.
Schlittentypen
Es gibt verschiedene Arten von Schlitten:
- Aroser Schlitten, ein traditioneller handgefertigter Sport- und Freizeitschlitten
- Bob (Rennbob), ein Sportgerät
- Bretterschlitten, ein kufenloser Schlitten
- Davoser Schlitten, der meistverbreitete Freizeitschlitten in der Schweiz
- Dreschschlitten, eine Vorrichtung zum Dreschen
- Eisschlitten, ein Hilfsmittel für die Wasserrettung
- Hornschlitten, ursprünglich ein Arbeitsgerät von Bergbauern zum Transportieren von Heu oder Holz, seit Jahren meist nur noch für Rennen verwendet
- Hundeschlitten auch Grönländerschlitten oder Nansenschlitten dient zum Transport von Personen und Gütern in polaren Regionen
- Kreek, ein traditioneller Kastenschlitten aus Hamburg-Blankenese
- Küttiger Frosch, ein Kufenschlitten aus Küttigen
- Lenkschlitten (Ghosky Schlitten), ein mit Gewichtsverlagerung steuerbarer Schlitten, Funsportgerät
- Papaholua
- Peekschlitten, ein Eisschlitten in Norddeutschland
- Pferdeschlitten, ein von Pferden gezogenes Kufenfahrzeug
- Postschlitten
- Propellerschlitten, propellergetriebenes Fahrzeug
- Rennrodel (Sportschlitten)
- Rentierschlitten (auch Ackja oder Pulka)
- Rodelschlitten, ein Wintersportgerät zum Rodeln
- Segelschlitten (Eisyacht)
- Stuhlschlitten (auch Stoßschlitten), ein Schlitten, der vorrangig auf Eis zum Einsatz kommt
- Tretschlitten (Spark, Kicksled), ein besonders in Skandinavien verbreitetes Sport- und Fortbewegungsgerät
- Troika ist ein Fahrzeug, das von drei Pferden gezogen wird. Meistens handelt es sich dabei um einen Schlitten, es gibt allerdings auch Kutschen mit Rädern mit diesem Namen.
- Skeleton, ein spezieller Rodelschlitten beim Skeleton
- Skibob, ein Wintersportgerät
- Toboggan, ein kufenloser Schlitten der nordamerikanischen Indianer der Subarktis
- Ziehschlitten, die Rodel, historisches Transportgerät der Alpen für Heu und Holz
- um am zugefrorenen Gewässer Schilf zu mähen, zieht der selbstfahrende Balkenmäher einen Schlitten für den Bediener nach, auf dem dieser stehen oder sitzen kann[1]
Großer Frachtschlitten, gezogen von einem Radlader an der
McMurdo Station in der Antarktis
- Stefan Bauer, Stefan Donecker, Aline Ehrenfried, Markus Hirnsperger (Hrsg.): Bruchlinien im Eis: Ethnologie des zirkumpolaren Nordens. 1. Auflage. Lit-Verlag, Wien 2005, ISBN 978-3-8258-8270-9.
- Katharina Dubrowsky: Vom Zauber alter Kutschen und Schlitten. Rombach, 1982, ISBN 978-3-7930-0740-1.
- Fritz Fischer: Dem Volk zur Schau, Prunkschlitten des Barock. 1. Auflage. Hirmer, München 2003, ISBN 978-3-7774-9710-5.
- Andres Furger: Kutschen und Schlitten in der Schweiz: Vom Streitwagen Zum Stadtcoupe. Verlag Neue Zürcher Zeitung, 1993, ISBN 978-3-85823-402-5.
- Liz Gebistorf, Yvonne Villiger (Hrsg.): Das Schlittelbuch. Schlittelwege - Schlittelbahnen - Schlittelgeschichten. etcetera-Verlag, Luzern 1995, ISBN 978-3-905551-02-0 (Helveticat).
- Christine Januschke, Martin Januschke: Das Osttiroler Rodelbuch. 1. Auflage. Edition Löwenzahn, 2003, ISBN 978-3-7066-2347-6.
- Frank M. Kammel: Heiße Kufen: Schlittenfahren: Repräsentation, Vergnügen, Sport. Germanisches Nationalmuseum Abt. Vlg, 2007, ISBN 978-3-936688-22-1.
- Joachim Köninger: Schleife, Schlitten, Rad und Wagen: zur Frage früher Transportmittel nördlich der Alpen. Janus, 2002 (Rundgespräch Hemmenhofen 10. Oktober 2001).
- Heinrich Kreisel: Prunkwagen und Schlitten. K. W. Hiersemann, 1927.
- Walter Lorch (Übersetzung: Ferdinand Hediger): Geschichte des Verkehrs auf Schnee und Eis. Orell Füssli, Zürich 1978, ISBN 3-280-00991-X.
- Marstallmuseum (Hrsg.): Meisterwerke auf Kufen und Rädern; Kutschen und Schlitten aus fröhlichen Tagen. Herbig-Haarhaus, 1954.
- Herta Maurer-Lausegger: Über Schlitten … In: Dokumentation alter Volkskultur im Dialekt. Hermagoras, Klagenfurt 1999, ISBN 978-3-85013-684-6 (Synchronisierte deutsche Version).
- Dietz-Rüdiger Moser: Maskeraden auf Schlitten. Studentische Faschings-Schlittenfahrten im Zeitalter der Aufklärung. Süddeutscher Verlag, München 1988, ISBN 3-7991-6433-2
- Stefan Nunner, André Kaiser: Wiedereinführung der touristischen Pferdepersonenpostschlittenfahrten in Sachsen. In: Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen e. V. (Hrsg.): Rundbrief Nr. 84. November 2007.
- ↑ TIME MACHINE: Awesome Innovative Farm Machine - Best Modern Agricultural Machine youtube.com, Video 9:54–10:44/16:03, 13. Dezember 2016, abgerufen 18. Juli 2017.